Sie sind unter uns – CFWAA!

Irgendwie war es plötzlich da. Überall. Ohne Ankündigung. Und noch schlimmer: Alle kannten es schon. Außer uns Eltern. Krass. Unheimlich.

Ok. Nicht alle kennen es. Nur alle unter 18. Und vermutlich ein paar Nerds im Erwachsenenalter. ‚Among us‘. Ein Computerspiel. Und CFWAA ist nicht der kleine Bruder von C3PO, sondern ein Zugangscode. Wie auch APPCF oder XXTRQ. Das rufen sich bei uns die Kinder zu. Von Zimmer zu Zimmer, twitch oder discord, Smartphone oder Festnetz.

Ich kenne das Spiel als solches bis heute nicht. Bitte also keine pädagogisch einfühlsame Spielerezension erwarten. Meine unfreiwilligen Beobachtungen teile ich aber gerne. Und warum diese mich ganz sorglos und sogar mit einem Schmunzeln diesem spielerischen Treiben zuschauen lassen:

„Samstag, 14 Uhr!“ In den verschiedenen Klassen unserer Kinder wird diese Parole ausgegeben. Von der zweiten bis zur siebten Klasse. „Samstag um zwei spielen wir ‚Among us‘! Wer macht mit?“ Der restliche Familiensamstag muss dann um diesen Fixpunkt herum geplant werden. Ein echter Nachteil. Der einzige, finde ich.

Da überwiegen doch die Vorteile ganz klar:

Coronatauglich: Muntere Diskussionen unter den Kindern, gemeinsames Spielen, freuen, frusten, verlieren, gewinnen, lachen? Auf Distanz, jeder den Bildschirm vor sich. Aber nicht abgedriftet in eine virtuelle Welt. Gemeinsames Spiel von Kinderzimmer zu Kinderzimmer. Über die ganze Stadt verteilt. Heftige Diskussionen, Allianzen schmieden, Vermutungen anstellen, alles per Audio. Und meistens so laut, dass wir Erwachsenen es unweigerlich mitbekommen. Besser geht es nicht. Und jeder Virologe würde uns auf die Schulter klopfen ob dem coronatauglichen Interaktionsspiel. Auf Distanz natürlich.

Altersunterschiede weggewischt: Wann schon spielt der Jungpubertierende hingebungsvoll mit dem Zweitklässler? Von Bruder zu Bruder geht das vielleicht noch. Aber wenn einer unserer Jungs einen Kumpel mit nach Hause bringt, dann finden die anderen Brüder den garantiert zu jung, oder zu altklug, oder Baby, aber auf jeden Fall keinen zum (Mit-)Spielen, wie uncool. Am Headset ist das einfacher. Da wird jeder ernstgenommen. Keine Milchgesichter zu sehen. Jeder ist mit dabei. Anscheinend auf der Suche nach einem Impostor im Spiel.

Fremdsprachentauglich: Impostor – das ist in ‚Among us‘ der Betrüger. Und den muss man irgendwie ausfindig machen. Niemand weiß allerdings, wer er ist. So interpretiere ich die Redefetzen, die ich so mitbekomme. Zusammengereimt für uns Ältere oder ganz Alten: So eine Art Cluedo für die technikaffine Nachwuchsgeneration. Nur, dass er jetzt eben ‚Impostor‘ heißt und nicht Reverend Grün, Baronin von Porz oder so altmodisch eben. Eine Vokabel weniger im Englischunterricht zu lernen. Geht aber noch lustiger: Gestern erst sagte einer der begeisterten Jungspieler: „Der lieft jetzt, der lieft jetzt!“ Ups, dachte ich mir. Interessanter Dialekt. Iwo!! Eingedeutscht von to leave, wie ich später nachsichtig aufgeklärt wurde. Jemand verlässt das Spiel. Wieder was gelernt.

Sprachentauglich: Ich liebe diese Codes. Mit Buchstaben. Klasse. Selten habe ich gerade die jüngeren Gamer so konzentriert und sauber buchstabieren hören, wie beim Durchgeben von Codes. Und wie sie sich dann so langsam darauf einigen, ob sie ‚P‘ oder ‚PEEEE‘ sagen. Herrlich. Bei unserem Jüngsten habe ich manchmal den Eindruck, dass das halbe Spiel aus Buchstabieren besteht. ‚Among us‘ sollte deshalb auf jeden Fall in den Grundschullehrplan aufgenommen werden.

Also, alles in allem eine coole Sache. Virenfrei, Teambuilding-affin und (fremd-)sprachentauglich. Was will man mehr in diesen komischen Zeiten.

Doch, ein Problem fällt mir noch ein. Immer dann, wenn man zur vereinbarten Zeit an das Spielende erinnern möchte, dann sind es nicht nur die eigenen Kinder, die ein vielschichtiges Gebrüll („Nein“, „Nur noch ein bisschen“, „Wir haben kaum gespielt“, „Ich war endlich mal der Impostor“, etc.) anstimmen, sondern gleich mit alle anderen zugeschalteten Gamerfreunde. Doch hart bleiben ist hier die Devise. Denn sie sind auch unter uns: Hinter jedem anderen Telefon, jedem anderen Tablet, stehen doch genauso ein Vater, eine Mutter, die sagen: „Gut ist es. Aber jetzt ist gut!“

2 Kommentare zu „Sie sind unter uns – CFWAA!

  1. Hahaha, wir spielen es auch mit den Kindern und Anhang und als ÜFÜ sind wir natürlich immer richtig schlecht ,-). Gerade gestern Abend wieder gespielt ….

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