Großpackungen sind günstig für Großfamilien. Sollte man meinen. Bei Kinderzahnbürsten habe ich da so meine Bedenken. Ein Dreierpack enthält meistens auch Mädchenmodelle. Lillifee ist da sehr beliebt. Bei uns aber nicht. Wir haben drei Jungs zuhause. Dann muss eine von drei Zahnbürsten ob des Unisono-Protests weggeworfen werden. Der Preisvorteil ist flöten.
Aber seit unser Jüngster sich einigermaßen artikulieren kann, hat sich die Lage etwas entspannt. Natürlich weist auch er sämtliche Prinzessinnen-Avancen weit von sich. Aber: Seine Lieblingsfarbe ist lila. Wir haben also einen lila Autokindersitz, einen lila Fahrradhelm und vieles andere auch, was einfach lila ist. Wir schmunzelten amüsiert, als sowohl die Ferienwohnung am Strand als auch das Hotel in der Stadt im vergangenen Jahr lila Wände hatten. Zufall. Aber jedem das seine. Und alle anderen freuen sich mit.
Zu denen, die ihre Jungs in Ballettröckchen in die Kita schicken würden, gehören wir allerdings nicht. Als der letzte lila Body ausgemustert werden musste, waren der Jüngste und ich gemeinsam einkaufen. Er verschwand zwischen den Klamottenständern Größe 86-92 und kam nach kurzer Zeit mit einer lila Bluse wieder, so mit Glitter und sonstigem Tand besetzt. Die Verkäuferin schaute etwas. Ich schaute auch etwas. Und dachte: Wenn es doch wenigstens nur so ein Blümelein oder ein Schmetterling gewesen. Aber gleich so die Glitzertracht? Ich schüttelte den Kopf. Wir gingen noch einmal gemeinsam suchen. Und fanden was. Unifarben, so weinrot-lila. Und ganz ohne Paillettenbesatz.
erschienen in Flummi – das regionale Familienmagazin für Wiesbaden und Mainz
Ich kann dich nur ermutigen, deinen Sohn die Pailletten tragen zu lassen, wenn er mag. Wenn ihr es schafft, euren Sohn bei seinen Entscheidungen zu unterstützen, gerade auch, wenn sie nicht ‚konform‘ oder sogar ‚extravagant‘ scheinen, dann wird das sein Selbstbewusstsein nur stärken. Sich draußen in einer Welt voller Vorurteile und Klischees zu behaupten ist schwer genug und ihr könnt ihm maßgeblich damit helfen.
Falls ihr schon in der Wahl der Lillifee Zahnbürste oder der Farbe Lila seine eventuelle sexuelle Identität vermutet, dann lässt sie sich entwickeln und helft ihm, sich gegen fremde abwertende Kommentare zu wehren und nicht in Scham zu versinken. Seine Identität lässt sich ohnehin nicht ändern, lediglich unterdrücken, was wiederum zu einer erheblichen Schädigung des Selbstbewusstseins führen kann.
Mut zu Pailletten! Mit zu Extravaganz! Viel Glück für euren Kleinen!:)
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Danke für gießen ehrlichen und guten Kommentar!
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mit 4 Jahren liebte Sohn 1 auch lila und Goldketten….sah aus wie ein Rapper…legte sich mit 5 😉
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Wie alt ist Euer Jüngster jetzt?
Unser Sohn hat sich im Kindergartenalter eine rosa Leggins; Kindergartenhausschuhe in hellgrün mit Straßkirschen und silbernen Glitzersohlen; sowie Jeanssandalen mit Smily, silbernen Sternen und Glitzer gekauft. Hat es auch getragen und sich gut im Kindergarten durchgesetzt. Bis er einen neuen Spielkameraden dazu bekam. Dessen dämlicher Vater meinte: „Nur schwule Jungs tragen so etwas…!“ Ringelsocken mit Blümchen von seiner Schwester hatte sich unser Junior übrigens auch gekrallt. Seinem Selbstbewustsein hat es jedenfall geholfen selber zu entscheiden. Heute spielt er Jugger, rudert, spielt Gitarre, singt im Chor den tiefen Baß, minecraftet und liebt Lasertag und Nerf. – Und seine Haare sind länger als die seiner Schwester und mir zusammen.
Du bist zufrieden Deinen Sohn zu einem gemäßigteren Einkauf überredet zu haben. Aber war das langfristig wirklich hilfreich?
Ich würde ja gelten lassen, dass das andere Teil für einen Selbstverwirklichungsversuch Eure Kasse gesprengt hätte. Ansonsten: Jungs finden Glitzer cooooooool.
Männer emanzipert Euch!
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Der Kleine ist jetzt 4. Und ich arbeite noch an meiner Emanzipation. Und ich glaube nicht, dass die Pailletten die Haushaltskasse gesprengt hätten. Vielleicht eher die traumatisierende Erfahrung, dass ich als kleiner Knirps selbst lackierte Fingernägel hatte. Und dann ließen mich die anderen im Freibad nicht mit ihrem tollen Schiff mitspielen. Ich sei ein Mädchen. Ich weiß es noch wie heute, über 40 Jahre her.
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Meine Tochter (das ältere Kind) wollte sich nie die Haare waschen lassen. Sie bat die ersten 3 1/2 Jahre immer um abrasieren (vibriert so schön) und mit Waschlappen waschen. Darum war sie im Kindergarten immer „der Junge“. Meistens ging sie auch in alten Jeans und Shirt hin. Dass dann „der Junge“ mal ein Kleid anhatte, hat auch keinen gestört. Später hat mich einer der älteren Buben, der gerade eingeschult worden war, zusammengeschissen. Warum ich ihm nie gesteckt hätte, das mein Kind ein Mädchen ist. Die Schulkinder würden ihn auslachen, weil er jahrelang mit einem Mädchen befreundet gewesen war…
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Du solltest einen eigenen Blog auf machen.
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