Ich bin kein Traummann!

Rezension zu einem Buch, das ich gar nicht gelesen habe.

Und eigentlich geht es mir gar nicht um das Buch „Mama schläft jetzt durch. So überstehen Sie die ersten 500 Nächte mit Ihrem Baby.

Einschlaf- und Durchschlaftipps für Kinder sind den müden Augenringe tragenden Eltern in der Regel eine wertvolle Hilfe. Selbst wenn die Tipps nichts bringen. Es ist einfach immer beruhigend zu wissen, dass sich viele, wenn nicht alle mit diesem Problem rumschlagen müssen.

Was mich an diesem Thema ärgert ist die Mamafixierung der Autorin schon im Titel. Das lässt sich an ihrem Interview zum Buch im Lokalblatt Generalanzeiger schön nachlesen.

Zitat gefällig? „Väter, die nachts für ihr Kind aufstehen, profitieren natürlich genauso von den Tipps im Buch. Meinen Recherchen zufolge sind diese echten ‚Traummänner‘ aber rar. Laut einer Studie dauert es zum Beispiel knapp 13 Minuten, bis auch ein Vater sein Baby nachts weinen hört. Da ist die Mutter längst im Einsatz. Und leider bleibt das oft so, auch wenn die Stillzeit längst vorbei ist, ja, selbst nach dem Wiedereinstieg in den Beruf: Mama hat Nachtdienst. Machen wir uns auf, das zu ändern!“

Ich nehme das ganze Zitat, um mir nicht vorhalten zu lassen, ich hätte den revolutionären Schlusssatz weggelassen. Allons, mamans de la patrie…!

Im Übrigen ist das Zitat die Antwort auf eine Frage der – leider nicht namentlich erwähnten – Reporterin des Generalanzeigers.

Haben Sie es gemerkt? Ich unterstelle jetzt  auch, dass die Fragen von einem Menschen eines bestimmten Geschlechts formuliert worden sind, so nach dem Motto: So dämliche Fragen kann nur eine Frau gestellt haben. Schön sexistisch, oder? [Für die Schnell-Leser: Ironiewarnung!]

Jedenfalls lautet die Frage: „Ist das Buch eigentlich auch für Väter geeignet? Oder leiden die nicht so an Schlafmangel?“ Wenn es einen Preis für die dämlichste Interviewfrage gibt, dann würde ich gerne diese Frage nominieren wollen.

Darf ich diese Fragen noch einmal wiederholen: IST DAS BUCH AUCH FÜR VÄTER GEEIGNET?

Wie schön, ich antworte: „Nein, den bei uns liebevollen Vätern schlafen die Kinder sowieso immer durch.“ Oder alternativ: „Nein, wenn uns Papas ein Kind nervt, werfen wir es sowieso aus dem Fenster.“

Außerdem kaufe ich mir demnächst das Buch „Papa schafft es. Die besten 500 Tipps zum Öffnen von Marmeladegläsern.“ Oder ich schreib’s.

Aber da ich heute nicht für Polemik aufgelegt bin, nur ein paar Alltagsbeobachtungen:

  • In der Unistadt Bonn sehe ich genauso viele Mütter und Väter, die sich über ihren Nachwuchs freuen und manchmal auch ärgern.
  • Auf den hiesigen Spielplätzen sehe ich genauso viele müde Augenringe an Damen Mamas und den Herren Papas.
  • Gegen Schul- bzw. Kindergartenbeginn sehe ich genauso viele Mütter wie Väter mit Torschlusspanik, die ihre kids noch kurz vor knapp auf den Weg schicken und zur Arbeit hasten.
  • etc.

Soweit eine Annäherung an die Thematik, die ich natürlich nicht so wissenschaftlich unterfüttern kann wie die Autorin. Aber vielleicht schreibe ich auch mal ein Buch zum Thema. Ich würde es dann „In fremden Schlafzimmern“ nennen. Untertitel: Eine Feldbettstudie zum Thema Traummänner.

7 Kommentare zu „Ich bin kein Traummann!

  1. Man,
    ich freu mich schon auf das Buch mit den Tipps zum öffnen der Marmelade. 🙂
    Das ist immer so ne Sache. 😉
    Super Post.

    Dimo

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..